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Krönender Abschluss der Radreise auf den Kanaren

Vorgestern am 29.10. sind Flo und ich nach 5 Monaten, 15 Ländern und ca. 6480km am Ende unserer Europaradreise angekommen und zwar in Las Palmas de Gran Canaria. Hier möchten wir für die nächsten Monate bleiben und dem kalten Winter in Österreich den Rücken kehren. Was danach passiert wissen wir jetzt noch nicht, also bleibts spannend für uns. Die letzte Radlzeit war sehr sehr gemütlich, mit vielen Pausetagen und Urlaub und Entspannung auf den schönen Kanaren.

Nachdem wir uns vor allem in England Ende September beim Zelten den A.... abgefroren haben, buchten Flo und ich an einem Regentag spontan einen Flug nach Lanzarote. Wir mussten dem Grauswetter einfach entfliehen (siehe hier meinen Artikel über "Britisches Radeln durch den Herbst"). Das war eine super Entscheidung weil wir auf den kanarischen Inseln plötzlich wieder ohne Probleme draußen übernachten konnten - sogar ohne Zelt. Die Temperaturen hier sind sehr gemäßigt, nicht zu heiß und nicht zu kalt, also ideal zum Radfahren. Naja gut, manchmal haben wir tagsüber schon ziemlich geschwitzt, vor allem die Hügel rauf.

Unsere Tour hat auf Lanzarote begonnen, wo wir bei einem warmshowers Gastgeber übernachtet haben. Gleich am ersten Abend sind wir gemeinsam ziemlich in einer spanischen Disco abgestürzt und haben bis in der früh gefeiert und getanzt. Das war auch notwendig, weil Flo und ich davor ziemlichen Stress hatten, die Räder und unsere komplette Ausrüstung Flugzeugtauglich zu machen. Unser Flug ging von Nantes in Frankreich und wir waren davor fast 2 Tage damit beschäftigt, große Schachteln für unsere Räder zu organisieren und die Räder zu zerlegen, unseren Campingkocher von allen Benzinresten zu reinigen und zu verpacken, unser ganzes Zeug irgendwie sicher in den Schachteln unterzubringen und auf französisch ein Taxi zu bestellen, das groß genug für die rießen Schachteln ist. Wäh, ich mag gar nicht daran zurückdenken. Da half nur noch Bier :-)

Jedenfalls waren wir dann in Lanzarote und unser ganzes Zeug ist angekommen. Das war ein Grund zum feiern, yeah! Den Aufenthalt bei Fausto, unserem warmshowers Gastgeber haben wir dann verlängert weil wir nach zwei Tagen immer noch verkatert waren. Nein Scherz ;-)

Mein Rad hatte plötzlich kaputte Bremsen und auf einer Insel geht das nicht immer so schnell mit der Organisation von Ersatzteilen. Fausto hat uns in der Zeit super Tipps für die Inseln Lanzarote, La Graciosa und Fureteventura gegeben, wo wir hinfahren sollten und wo gute Spots zum wild campen sind. Das Problem auf Lanzarote und Fuerteventura ist nämlich, dass es eigentlich keine offiziellen Campingplätze zum zelten gibt. Und wild campen ist eigentlich auch verboten. Also ist man immer in einer gewissen Grauzone wenn man z.B. am Strand übernachtet. Aus dem Grund haben wir auch meist auf das Zelt verzichtet und einfach im Freien geschlafen. Dabei waren wir immer auf einsamen Stränden direkt am Meer und haben beim Einschlafen das Rauschen der Wellen gehört und die Sternschnuppen beobachtet. Es war wirklich wunderschön. Nur das Rauschen der Wellen war kein romantisches Plätschern sondern eher vergleichbar mit Donner und Explosionen. Hier mitten im Atlantik spürt man die Energie des Meeres sehr und das Wasser bricht mit einer unheimlichen Wucht auf die Felsen und das Land. Ich kam mir irgendwie sehr klein und ungeschützt vor, nur so ein paar Meter entfernt. Ohropax half da ein wenig :-)

Einmal haben Flo und ich ein tolles Plätzchen in Fuerteventura am Strand gefunden. Es war hinten windgeschützt von den Felsen abgesperrt und vorne war es nur möglich hineinzugehen, wenn gerade Ebbe war. Wir konnten am Boden die feuchte Linie der letzten Flut ausmachen. Also entschieden wir, hier zu übernachten. Während es finster wurde und wir das peitschende Wasser hörten, das Stunde um Stunde höher stieg, wurde uns irgendwie mulmig zumute. Was wäre, wenn das Wasser höher steigen würde als bis zu der Linie die wir gesehen hatten? Wir lagen nur ein paar Meter weiter hinten... würde der Abstand reichen? Waren wir dann eingeschlossen? Naja, es ging damit aus, dass wir bis 3 Uhr in der früh munter waren weil zu dieser Uhrzeit die Flut am höchsten stand. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass wir nicht weggeschwemmt werden, konnten wir endlich in Ruhe einschlafen. Ein anderes Mal hat mich eine kleine Maus nicht einschlafen lassen. Immer wieder hörte ich es Rascheln und ich hab sie dabei entdeckt, wie sie sich an unsere Taschen und den Müllbeutel herangemacht hat. Das sind eben die Nachteile, wenn man draußen schläft. Und dass der Schlafsack durch die Tropfen die vom Meer hergeweht werden ziemlich nass wird. Aber ansonsten wars schon eine sehr feine Erfahrung mit wunderbaren Sonnenunter- und Sonnenaufgängen.

Auf La Graciosa, einer sehr kleinen Insel neben Lanzarote gabs einen gratis Naturcampingplatz. Dieser war ziemlich cool, mitten im Sand und wir kamen uns auf der menschenleeren Insel wie irgendwo in einer Wüste vor. Außerdem waren die Strände einfach nur toll und das Wasser glasklar mit vielen Fischen zum Beobachten. Das Radeln ging mit unseren Rädern solala... ein Rad mit breiteren Reifen wäre sicher kein Nachteil bei den ganzen Sandwegen.

Lanzarote hat uns auch total gut gefallen und es ist auch sehr geeignet zum Radfahren. Tatsächlich haben wir hier viele Rennradler getroffen. Die Straßen sind alle sehr neu und schön und es geht immer rauf und runter. Da die Insel so karg ist, hat man auch sofort eine tolle Aussicht. Hier versperren einem keine Bäume die Sicht. Die Landschaft ist auch sehr vielseitig: mal ist alles komplett weiß und sandig, ein wenig weiter liegt Kilometerweit nur schwarzer Lavastein und noch weiter hinten findet man sich in einer braunen und steinigen Hügellandschaft wieder. Es ist trotz der Kargheit eine sehr unterschiedliche Landschaft und ich war ziemlich begeistert davon.

Und unsere letzte Radlinsel war Fuerteventura. Flo wollte gern einen Kitesurfkurs machen, daher haben wir uns in Corralejo im Norden der Insel für eine Woche ein Appartment gemietet. Ja, was soll ich sagen... es war soo fein, wieder mal eine Wohnung zu haben, eine Küche, ein Bett und einfach ein ständiges Dach über dem Kopf. Und zwar so fein, dass wir unseren Aufenthalt zweimal verlängert haben und schlussendlich zwei Wochen geblieben sind. In der Zeit haben wir viel gefaulenzt, gelesen, geschlafen, im Pool geplantscht, Flo hat seinen Kitesurfkurs gemacht und ich hab mir inzwischen eine Massage gegönnt. Urlaub eben. Wir haben gespürt, dass sich die Radreise dem Ende zuneigt und das war auch gut so.

Ein paar Tage sind wir zum Abschluss dann nochmal geradelt, damit wir von Fuerteventura noch mehr als nur den einen Kilometer von unserem Appartment zum Strand kennenlernen konnten. Auch das war noch sehr toll und auch landschaftlich wieder ein wenig anders als Lanzarote. Fuerteventura ist sehr weich und hügelig, in allen möglichen Braun- und Rottönen. Wieder perfekt zum Radfahren. Zumindest auf der Straße. Abseits der Straße findet man sich schnell auf sehr holprigen, steinigen und sandigen Wegen wieder. Nicht nur einmal haben wir unsere Räder schieben müssen und dabei unser gesamtes Gepäck verflucht. Aber das ist uns fast in jedem Land mal passiert. Ich erinnere mich an Kilometerweite Schiebepassagen durch zentimeterhohen Sand in Polen, holprige steinige Hauptstraßen in Litauen und wurzelige Waldwege in Schweden. Die schönsten Plätze mussten wir uns meist erarbeiten und waren nicht so leicht zugänglich. Vielleicht waren sie auch deshalb so schön, wer weiß.

Jedenfalls sind wir nun in Las Palmas, der Hauptstadt von Gran Canaria angekommen. Letzten Winter waren Flo und ich schon einmal hier und damals waren wir sehr begeistert von der bunten und quirligen Stadt (siehe hier "Gran Canaria 2018: Bergauf und Bergab"). Darum bleiben wir dieses Mal ein wenig länger und danach... wer weiß. Vielleicht geht die Radreise ja weiter? Ideen gibt es jedenfalls schon einige wo es hingehen könnte. Aber wir lassen alles auf uns zukommen und entscheiden, wie so oft in den letzten Monaten, spontan. Zusammenfassend kann ich sagen, dass die letzten fünf Monate der Radreise eine tolle Erfahrung waren. Wir haben in kurzer Zeit sehr viel erlebt, viele verschiedene Orte besucht, überall nette Menschen getroffen und die lustigsten Erlebnisse gehabt. Manchmal kommt mir das Ganze vor, wie wenn es viele verschiedene Urlaube waren. Aber jetzt ists Zeit für eine Pause und wieder mal sesshaft zu werden. Ich werde mich auf jeden Fall aus Las Palmas mal melden. Gran Canaria ist ja auch ganz toll zum radeln :-)

Radreise Europa: die Kanaren

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Kommentare: 5
  • #1

    Martina (Mittwoch, 31 Oktober 2018 18:58)

    Liebe Anna,
    deine Beiträge brachten und bringen Sonne in den Alltag :-) Danke dir dafür!!
    Schöne Zeit in der Sonne, ich drück dich fest,
    Martina

  • #2

    Julia (Mittwoch, 31 Oktober 2018 20:39)

    Annaaaaa,
    ich kann's kaum glauben, dass es schon vorbei sein soll... Du hast unglaubliches Fernweh ausgelöst. Vielen Dank und eine schöne Zeit im Süden!

  • #3

    Alex (Mittwoch, 31 Oktober 2018 22:42)

    I concur, you've arrived :) That's definitely *the* place to spend winter.

  • #4

    Erika (Donnerstag, 01 November 2018 09:56)

    Liebe Anna, ich hatte das Gefühl dabei gewesen zu sein. Ohne Anstrengung, ohne zu schwitzen oder zu frieren. Danke für die wunderbaren Berichte. Habt eine schöne Zeit ihr Zwei!

  • #5

    Radlerin (Donnerstag, 01 November 2018 17:07)

    Liebe Martina, Julia, und Erika,
    ich freu mich dass ihr so unsere Reise ein wenig mit erleben konntet und dass euch meine Artikel gefallen haben :-)
    Viele liebe Grüße!!

    Alex, yes we are looking forward to the next months and will spend a lot of time on the beach, yeah :-)