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Radreise Europa: Welche Länder eignen sich am besten?

Radreise Europa: Welche Länder eignen sich am besten?

Von Juni 2018 bis August 2019 waren Flo und ich mit Rad und Zelt unterwegs durch Europa. Dabei kamen wir insgesamt durch sechzehn Länder, haben fast 8000 Kilometer hinter uns gelassen, genossen ein halbes Jahr lang Radpause mit einem warmen kanarischen Winter und haben die Reise gemütlich im Norden Portugals abgeschlossen. Doch welche Länder haben uns am meisten beeindruckt und welche Gebiete eignen sich besonders gut für eine Radreise?

Auf der folgenden Graphik hab ich versucht, einen kleinen Überblick unserer Reiseländer zu zeigen (Auflistung nach Zeitpunkt der Durchreise). Je nach Gegebenheit hab ich einen bis drei Punkte vergeben, wobei drei am besten ist. Natürlich sind dies nur unsere subjektiven Erfahrungen und von der Route abhängig. Auf unserer Reise haben wir immer wieder andere RadfahrerInnen getroffen, die in den verschiedenen Ländern ganz andere Eindrücke gewonnen haben. Hier findest du unsere Reiseroute, wo du genau siehst, auf welchem Weg wir durch die jeweiligen Länder gefahren sind.

Radreise Europa - Ländervergleich

14 Punkte: Estland

13 Punkte: Tschechien, Schweden, Dänemark, Kanaren, Portugal

12 Punkte: Litauen, Lettland, Niederlande, Belgien, Frankreich

11 Punkte: Finnland, Deutschland

9 Punkte: England

8 Punkte: Polen

Estland (14 Punkte)

Radreise Europa: Estland
Wild Zelten am Meer
Radreise Europa: Estland
Endlos lange Landstraße durch unberührte Wälder

Camping: Das war in Estland sehr toll. Nicht nur, dass Wild zelten erlaubt ist, es gibt sogar viele gratis Campingplätze (RMK Camping - über Google Maps zu Finden), die vom Staat zur Verfügung gestellt werden. Auf diesen finden sich Feuerstellen mit Brennholz, Plumpsklos und Picknickplätzen mit Bänken in Wäldern und am Meer.

Preis-Leistung: Es ist relativ einfach, in Estland günstig zu reisen und einzukaufen.

Verständigung: Meist (nicht immer) hatten wir mit englisch keine Probleme.

Radfreundlich: Unsere Route durch Estland führte uns oft auf langen, kleinen und ruhigen Landstraßen durch dichte Wälder quer durchs Land. An der touristischen Küstenregion, sowie in größeren Städten gab es neue und gut ausgebaute Radwege.

Naturerlebnis: Mehr als fünfzig Prozent des Landes besteht aus Wald und dementsprechend schön ist es, durch die herrliche Natur Estlands zu radeln.

Tschechien (13 Punkte)

Radreise Europa: Tschechien
Herrliche Radwege durch schattige Wälder...
Radreise Europa: Tschechien
... und vorbei an bunten Feldern

Camping: Teilweise taten wir uns schwer, nette Spots zum Wild zelten zu finden, da in Tschechien viel Fläche landwirtschaftlich genutzt wird. Es ist jedoch möglich, auf gut ausgebaute Campingplätze auszuweichen.

Preis-Leistung: Das günstigste Bier auf unserer ganzen Reise, juhu :-)

Verständigung: War meist kein Problem, wobei es auch darauf ankommt, wo man unterwegs ist. Abseits von Städten kann es mit deutsch und englisch schon mal schwierig werden.

Radfreundlich: Wir wussten vorher nicht, dass es in Tschechien so viele radbegeisterte Menschen gibt. Rund um größere Städte haben wir viele RadlerInnen auf Rennrädern oder dem Mountainbike getroffen. Die Straßen eignen sich super zum Radfahren und es gibt auch viele Radwege, wobei die Beschilderung noch ausbaufähig ist.

Naturerlebnis: Tschechien hat uns super gut gefallen. Wir waren meist auf kleineren Straßen irgendwo zwischen hügeligen Feldern und Wäldern unterwegs. Ein sehr schönes Radreiseland!

Schweden (13 Punkte)

Radreise Europa: Schweden
Typisches schwedisches Holzhäuschen im Wald
Radreise Europa: Schweden
Wie jeden Abend: ein toller Platz zum campen an einem See

Camping: Schweden ist ein absolutes Traumland zum Wild zelten. Es ist legal, in der Natur zu campen und wir haben jeden Abend ein wunderschönes Plätzchen zum Übernachten an einem See oder Fluss gefunden.

Preis-Leistung: Von den Kosten her war Schweden nicht unser Lieblingsland. Konnten wir etwa in Polen um 30€ am Tag locker einkaufen, uns einen Campingplatz und ein Bier am Abend gönnen, so sah das in Skandinavien ganz anders aus. Hier gingen die 30€ allein für Lebensmittel drauf.

Verständigung: War mit englisch kein Problem, egal wo wir hingekommen sind.

Radfreundlich: Unsere Route in Schweden hat uns quer durch das Seengebiet im Landesinneren geführt. Es war einfach toll! Endlos lange, autofreie und schöne Landstraßen durch Wälder und an Seen vorbei. Besser hätten wir es uns nicht wünschen können.

Naturerlebnis: Dichte, duftende Wälder und unzählige Seen und Flüsse - in Schweden verging kein Tag mit beeindruckenden Naturerlebnissen. Im Gegenteil, wir hatten in Schweden so viel Natur, dass wir unsere Tage und die Wasserversorgung sehr gut planen mussten. Manchmal waren es fünfzig Kilometer von einem Ort in den nächsten :-)

Dänemark (13 Punkte)

Radreise Europa: Dänemark
Kopenhagen - die Radhauptstadt
Radreise Europa: Dänemark
Riesiger gratis Übernachtungsplatz in einem Dorf mit Schlafhütte

Camping: Sehr sehr sehr toll in Dänemark!! Wild zelten ist zwar verboten, aber es gibt unzählig viele gratis Übernachtungsplätze. Oft werden diese liebevoll von der Dorfgemeinschaft zur Verfügung gestellt und gepflegt. Manchmal mit kleinen offenen Holzunterständen zum Übernachten, meist mit Zeltplatz und Feuerstelle. Wir waren ziemlich beeindruckt von diesem gut funktionierenden System.

Preis-Leistung: Leider ein sehr teures Land!

Verständigung: Mit englisch gab es nirgendwo Probleme.

Radfreundlich: Dänemark war eines der radfreundlichsten Länder, in denen wir waren. Die Radwegbeschilderungen am Land sind super, es gibt in den Städten unzählig viele Radwege und die AutofahrerInnen sind auf die vielen RadlerInnen eingestellt und dementsprechend rücksichtsvoll. Nirgendwo haben wir so viele Radtouristen getroffen, wie in Dänemark.

Naturerlebnis: Als wir durch Dänemark geradelt sind, hing überall ein pikanter Schweinemistgeruch in der Luft. Die Felder waren alle gemäht und offenbar auch gedüngt worden. Im Frühjahr oder Sommer, wenn die Feldfrüchte noch stehen, ist das Naturerlebnis bestimmt schöner, als Mitte August, wo wir unterwegs gewesen sind.

Kanaren - Lanzarote, La Graciosa, Fuerteventura, Gran Canaria (13 Punkte)

Radreise Europa: Kanarische Inseln
In Lanzarote (nach einem steilen Anstieg) mit Ausblick auf die Insel La Graciosa
Radreise Europa: Kanarische Inseln
Übernachten in Vulkanlandschaft unter freiem Himmel

Camping: Es gibt auf den Inseln fast keine offiziellen Campingplätze und Wild zelten ist verboten. Prinzipiell keine guten Voraussetzungen. Trotzdem haben wir (mit Hilfe eines Radlers, den wir über warmshowers kennengelernt haben) wahnsinnig schöne Übernachtungsplätze gefunden. Wir haben oft irgendwo im Nirgendwo an einem einsamen Strand geschlafen. Aufgrund des milden Klimas und Abwesenheit von Gelsen haben wir nicht mal ein Zelt benötigt.

Preis-Leistung: Abseits von touristischen Gebieten ist es möglich, sehr günstig einzukaufen oder essen zu gehen.

Verständigung: Ohne spanisch wird es in manchen Gegenden schwierig mit der Kommunikation. Die Leute sind jedoch überall sehr freundlich und offen.

Radfreundlich: Auf allen Inseln wurden in den letzten Jahren viele Straßen renoviert und erneuert, was eine Freude zum Radfahren ist. Es gibt ja allgemein sehr viel Radtourismus auf den Kanaren. Auch die AutofahrerInnen waren sehr rücksichtsvoll.

Naturerlebnis: Seeehr beeindruckend und schön!! Auf Lanzarote haben uns die kilometerlangen schwarzen Lavagesteinswüsten beeindruckt, auf La Graciosa die afrikanisch anmutende Sandlandschaft und auf Fuerteventura die hohen Hügel in allen möglichen Rot- und Brauntönen. Ein Traum zum Radfahren :-)

Portugal (13 Punkte)

Radreise Europa: Portugal
Wild campen in Portugal
Radreise Europa: Portugal
Interessante Sehenswürdigkeiten und herrliche Landschaften entlang der Küste

Camping: In Portugal ist Wild campen offiziell nicht erlaubt. Trotzdem war es hier so einfach wie in keinem anderen Land auf unserer Reise, wild zu zelten. Es gibt in Portugal so viel unberührte Natur und Wälder, dass wir nie lange nach einem schönen Übernachtungsplatz suchen mussten.

Preis-Leistung: Abseits von touristischen Gebieten ist es möglich, sehr günstig einzukaufen oder essen zu gehen.

Verständigung: Kommt ganz auf die Region an. Im Süden war es einfach, auf englisch zu kommunizieren, während im Norden Portugals viele Leute nur portugiesisch sprechen. Da half nur mehr Google translate :-)

Radfreundlich: Ebenfalls davon abhängig, wo genau man unterwegs ist. Im Süden an der Algarve gibt es bereits viel Radtourismus und daher auch einige Radwege. Auch AutofahrerInnen sind an Radler gewöhnt. Im Norden schauts da wieder ganz anders aus und es war teils richtig gefährlich, mit dem Rad auf den engen Straßen unterwegs zu sein, wo Autofahrer viel zu schnell um die Kurven rasten.

Naturerlebnis: Wunderschön - ob an den Stränden der Algarve oder im hügeligen Landesinneren. Hier gibt es noch viele unberührte Flecken und es ist nicht (wie in den meisten europäischen Ländern) bereits alles verbaut oder mit landwirtschaftlichen Flächen zubetoniert. In keinem anderen Land haben wir so viele bunte Blumenwiesen bewundern können, wie in Portugal.

Litauen (12 Punkte)

Radreise Europa: Litauen
Auf einem einsamen (gratis) Campingplatz mit Feuerstelle
Radreise Europa: Litauen
Legales wild zelten am See mit spektakulärem Sonnenuntergang

Camping: In Litauen hatten wir stets schöne Übernachtungsplätze, ob auf einem Campingplatz oder beim Wild zelten in der Natur. Wir wussten in Litauen noch nicht, dass im Baltikum wie in Skandinavien das Jedermannsrecht herrscht und wir überall wild Zelten hätten können.

Preis-Leistung: Es ist einfach, in Litauen relativ günstig zu reisen und einzukaufen.

Verständigung: Meist war es möglich, auf englisch zu kommunizieren aber nicht immer und überall.

Radfreundlich: Wir hatten manchmal die Wahl: riesige und vielbefahrene Straßen oder kleine seeehr rumpelige Feldwege. Wir haben abgewechselt und uns mal für das eine und dann wieder für das andere entschieden. Nach Vilnius zu fahren war eine der schlimmsten Raderfahrungen, die wir auf unserer Reise gemacht haben und wir waren uns nicht sicher, ob wir das unfallfrei überstehen werden.

Naturerlebnis: Durch Litauen ging es meist auf sanften Hügeln neben landwirtschaftlich genutzten Feldern entlang und durch kleinere Ortschaften. An der Küste waren wir nicht, die aber scheinbar sehr schön sein soll.

Lettland (12 Punkte)

Radreise Europa: Lettland
Campingplatz mit Ausblick auf die Hauptstadt Riga
Radreise Europa: Lettland
Endlos lange Sandstrände und Wälder entlang der Küste Lettlands

Camping: In Lettland herrscht, wie im ganzen Baltikum, das Jedermannsrecht, welches einem erlaubt, in der Natur zu zelten. Wir hatten in Lettland jeden Abend einen wunderschönen Platz direkt am Meer, ob an einem Campingplatz oder einfach in der Natur.

Preis-Leistung: Es ist einfach, in Lettland sehr günstig zu reisen.

Verständigung: Meist (nicht immer) hatten wir mit englisch keine Probleme, wobei wir uns eher in den touristischen Gebieten aufgehalten haben.

Radfreundlich: Wir fuhren in Lettland stets an der Küste entlang, leider oft auf riesigen und vielbefahrenen Straßen. Die Alternative wären elendslange und anstrengende Schotterwege gewesen. Doch es gab auch immer wieder Stücke mit Radwegen am Meer und durch Wälder.

Naturerlebnis: Die Küstenregion Lettlands hat uns sehr positiv überrascht! Kilometerlange unberührte Sandstrände und wunderschöne Pinienwälder, dazwischen kleine Ortschaften. Einfach herrlich!

Niederlande (12 Punkte)

Radreise Europa: Niederlande
Auf einem der unzähligen Radwege durch Holland
Radreise Europa: Niederlande
Kanäle mit Booten und kleine Dörfer dominieren das Landschaftsbild

Camping: Wild zelten ist meiner Meinung nach absolut unmöglich in den Niederlanden. Jeder Zentimeter dieses Landes ist verbaut und hat seinen Zweck. Es gibt fast keinen Wald, alles besteht aus Feldern, den Kanälen dazwischen und kleinen Ortschaften. Dafür gibt es unzählig viele Campingplätze.

Preis-Leistung: Schätzungsweise wie in Österreich.

Verständigung: Alle Leute, die wir getroffen haben, konnten englisch.

Radfreundlich: Hier gibt es unzählig viele Radwege und ein so dichtes Radnetz, wie nirgendwo sonst. Überall sind Beschilderungen angebracht und es ist einfach, ohne Karte zu radeln. Eigentlich ein Traumland für eine Radreise. In den Städten hatten wir jedoch den Eindruck, dass die einheimischen RadlerInnen ziemlich rücksichtslos am Weg waren und unachtsame Fußgänger eher über den Haufen radeln, als die Geschwindigkeit zu drosseln.

Naturerlebnis: Die netten kleinen Dörfer, die Windmühlen und die Kanäle mit den Booten haben definitiv Charme. Ansonsten besteht das Land eigentlich nur aus bewirtschafteten Feldern. Viel Natur gibt es hier leider nicht.

Belgien (12 Punkte)

Radreise Europa: Belgien
Auf einem Radweg neben Feldern und Schafen
Radreise Europa: Belgien
Die Küste Belgiens ist komplett verbaut

Camping: Wir taten uns sehr schwer damit, in Belgien Plätze zum Wild campen zu finden. Die meiste Fläche im Norden ist komplett verbaut und es gibt fast keine Wälder oder unberührte Natur. Die einzige Alternative ist, auf Campingplätze auszuweichen.

Preis-Leistung: Schätzungsweise wie in Österreich.

Verständigung: War mit englisch überhaupt kein Problem.

Radfreundlich: Wir waren im Norden Belgiens meisten auf Radwegen oder kleinen Straßen unterwegs. Ich hatte den Eindruck, dass das Radnetz ziemlich gut ausgebaut ist. Auch die AutofahrerInnen waren durchwegs rücksichtsvoll.

Naturerlebnis: Viel Natur haben wir in Belgien auf unserer Tour nicht gesehen. Wir waren meist an der Nordküste unterwegs, die komplett mit Plattenbauten aus den Siebziger Jahren zugebaut ist. Ich bin sicher, dass es durch Belgien viel schönere Routen gibt, als die die wir gefahren sind.

Frankreich (12 Punkte)

Radreise Europa: Frankreich
Radfahren entlang der Küste in der wunderschönen Bretagne
Radreise Europa: Frankreich
Abendessen am Strand

Camping: Wir waren Anfang Oktober in Frankreich, wo viele Campingplätze bereits zugesperrt haben. Wild zelten war auch nicht immer einfach, weshalb wir für die Übernachtungsplätze oft lange suchen mussten. Dafür hatten wir auf einem Campingplatz eine Sauna :-)

Preis-Leistung: Schätzungsweise wie in Österreich.

Verständigung: Tja, Frankreich, was soll ich sagen. Ohne französisch ist es manchmal schon etwas kompliziert :-)

Radfreundlich: Die Städte sind super mit Radwegen ausgebaut. Außerhalb waren wir meist auf kleineren und hügeligen Straßen unterwegs, manchmal auf Radwegen von unterschiedlicher Qualität. Die AutofahrerInnen waren rücksichtsvoll und die Fußgänger haben uns oft mit einem freundlichen “Bonjour” begrüßt :-)

Naturerlebnis: Die Bretagne hat uns sehr gut gefallen, es geht stets auf weichen Hügeln rauf und runter, aber nie zu anstrengend. Die Dörfer und Städte sind gepflegt und schön zu besichtigen.

Finnland (11 Punkte)

Radreise Europa: Finnland
Auf Radwegen vorbei an einem der unzählig vielen Seen in Finnland
Radreise Europa: Finnland
Abendessen am Meer - es wird einfach nicht dunkel :-)

Camping: In Finnland herrscht eigentlich das Jedermannsrecht. Eigentlich. Auf unserer Route haben wir es aber nur schwer geschafft, Plätze zum Wild zelten zu finden. Es war alles sehr zugebaut und Flächen in der Natur waren abgesperrt mit Hinweisen auf “Privat” und “Nicht betreten”. So mussten wir ab und zu auf wirklich teure Campingplätze (30€!!) ausweichen. Ich bin mir ganz sicher, dass es Richtung Norden und je dünner das Land besiedelt ist, immer besser geworden wäre und wir viele schöne Plätze zum Wild zelten gefunden hätten.

Preis-Leistung: Ahhh, sehr teuer!!!

Verständigung: War mit englisch überhaupt kein Problem.

Radfreundlich: Helsinki ist eine überraschend tolle Radstadt mit einem gut ausgebauten und modernem Radnetzwerk. Auch abseits der Städte gab es viele Radwege, oder auf größeren Straßen breite Seitenstreifen, die ein angenehmes Radeln ermöglichen.

Naturerlebnis: Das hängt jetzt auch wieder von unserer Route ab, aber wir waren meist auf größeren Straßen und in städtischen Gebieten unterwegs, weshalb das Naturerlebnis zwar schön, aber nicht herausragend war. Etwas weiter im Landesinneren ist die Natur bestimmt nicht zu übertreffen mit tiefen Wäldern, unzähligen Seen und kleinen verstreuten Ortschaften.

Deutschland (11 Punkte)

Radreise Europa: Deutschland
An der Nordseeküste
Radreise Europa: Deutschland
Gegend rund um Kiel

Camping: Die Campingplätze in Deutschland waren sooo teuer und manchmal mussten wir für jedes bißchen (Wlan, Dusche…) extra zahlen. Das hat uns nicht sehr getaugt. Wild zelten war jedoch je nach Region auch gut möglich.

Preis-Leistung: Schätzungsweise wie in Österreich.

Verständigung: Meistens haben wir uns gut verstanden, obwohl das Deutsch im Norden schon einen ganz schönen Einschlag hat :-)

Radfreundlich: Prinzipiell gibt es in Deutschland ein gut ausgebautes Radnetz, jedoch auch viele Radwege, die sich in einem schlechten Zustand befinden. Wir haben immer wieder die Straße bevorzugt, weil sie weniger rumpelig war.

Naturerlebnis: Die Gegend im Norden, in der wir unterwegs waren, hat uns abgesehen von der Nordsee landschaftlich nicht sonderlich beeindruckt. Zwar kamen wir ab und zu durch Naturschutzgebiete, doch meist fuhren wir an Feldern vorbei und durch Ortschaften hindurch.

England (9 Punkte)

Radreise Europa: England
Alle Straßen sind von hohen Hecken umgeben
Radreise Europa: England
Frostiges Übernachten auf der Wiese neben einem Pub

Camping: Hier war die Übernachtungsplatz Suche am schwierigsten von allen Ländern. Erstens waren viele Campingplätze Ende September bereits zugesperrt und zweitens war es fast unmöglich, Wild zu zelten. Es gibt keine unberührten Flächen oder Wälder, die einfach für die Bevölkerung zugänglich sind. Alles ist abgesperrt, verriegelt, mit Zäunen umgeben und mit Kameras überwacht.

Preis-Leistung: Schätzungsweise wie in Österreich.

Verständigung: Englisch kann hier jeder :-)

Radfreundlich: Die AutofahrerInnen waren wirklich sehr rücksichtsvoll, wenn wir auf den schmalen und steilen Landstraßen eine ganze Kolonie von Autos hinter uns nach geschleppt haben. Das Radfahren in England hab ich als sehr anstrengend empfunden, weil es immer hinauf und hinunter geht (seeehr steil) und es eigentlich keine geraden Flächen gibt.

Naturerlebnis: Ehrlich gesagt haben wir in England nicht viel Natur gesehen. Die kleinen Landstraßen sind alle von meterhohen Hecken umgeben, sodass man leider einfach nicht sieht, was sich dahinter verbirgt. Sehr schade!

Polen (8 Punkte)

Radreise Europa: Polen
Beeindruckende Backsteinbauten in Polen
Radreise Europa: Polen
Sooo viele Sandwege

Camping: Wir mussten in Polen stets gut voraus planen, um nette Übernachtungsplätze zu finden. Das Land ist sehr verbaut mit landwirtschaftlichen Flächen, wo zelten überhaupt nicht möglich ist. Die Campingplätze waren zwar billig aber die Qualität war meist auch nur solala.

Preis-Leistung: Es ist möglich, sehr günstig zu reisen, einzukaufen und zu übernachten (auch in Pensionen).

Verständigung: War vor allem am Land und abseits von Städten teils sehr schwierig.

Radfreundlich: Die polnischen Straßen sind ein Erlebnis für sich. Zwanzig Mal zusammengeflickt sind sie rumpelig ohne Ende und die wahnsinnigen polnischen AutofahrerInnen fahren einfach viiieel zu schnell. Uns hat es nicht gewundert, dass wir am Wegrand alle paar Meter ein Kreuz von einem Verunglückten gesehen haben. Außerdem gibts in Polen viele Sandwege, die zum Radfahren auch nur wenig geeignet sind.

Naturerlebnis: In Polen wird viel Landwirtschaft betrieben, daher ging die Route oft neben Feldern her. Aber wir kamen immer wieder in herrlich duftende Pinienwälder und auch die Gegend der masurischen Seenplatte war wunderschön.

So, das war mein Überblick aller Länder der Europaradreise 2018/19. Bei der Punktewertung kam für mich überraschend, dass Estland “gewonnen” hat. Rückblickend war es aber auch wirklich ein sehr tolles Reiseland. Mein persönlicher Favorit war Schweden, gefolgt von Portugal. Doch auch die kanarischen Inseln waren wunderschön zum wild zelten und radfahren. Ach, ich kann mich nicht entscheiden :-)

 

Jedenfalls, wie ich vorher bereits erwähnt habe, sind das wirklich nur unsere persönlichen Erfahrungen und es kommt ganz darauf an, zu welcher Jahreszeit man auf welcher Route durch das jeweilige Land fährt. Flo und ich waren z.B. von Tschechien völlig begeistert. Viele Radreisende am Weg haben sich jedoch an die Straßen in Tschechien mit Schrecken zurückerinnert, ganz einfach deshalb, weil sie eine andere Route gefahren sind. So haben wir in Finnland nicht die besten Erfahrungen gesammelt, während es für andere Reisende das absolute Radreise-Traumland darstellt. Naja, ich hoffe, ihr könnt trotzdem etwas mit meinen Erfahrungen und Infos anfangen. Falls es zu unserer Route oder den Ländern noch spezielle Fragen gibt, könnt ihr mich natürlich gerne kontaktieren.

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Kommentare: 4
  • #1

    Karen Heyer (Freitag, 11 Oktober 2019)

    Hallo Anna, Hallo Flo,
    habt vielen Dank für diese tolle Wertungsliste! Uns hat die Radreiselust erst im "hohen Alter" im letzten Jahr gepackt und wir arbeiten uns erst einmal quer durch Deutschland. Danach wäre jetzt Estland mein Favorit. Legales Wildzelten an schönes Orten ist ein Traum!
    Viele Grüße
    Karen
    radelnundwandern.de

  • #2

    Radlerin (Samstag, 12 Oktober 2019 10:44)

    Hallo Karen,
    danke für die nette Rückmeldung. Ja, Estland ist wirklich wunderschön :-)
    Wenn wir mal eine Deutschland Tour planen, dann werd ich mich bei euch melden. Ihr wisst bestimmt, wo die schönsten Plätze sind :-)
    Liebe Grüße, Anna

  • #3

    Sarah Schiller (https://www.fahrradbook.de/) (Freitag, 24 Juli 2020 15:54)

    Sehr cooler Post! Sehr informativ und ausführlich! Danke dir dafür :)

  • #4

    Justin Priem (Dienstag, 20 Oktober 2020 21:50)

    Mega, einfach Klasse was Ihre da gemacht habt.
    Verdient mein größten Respekt !

    LG Justin Priem