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Bonjour aus der Bretagne

In diesem Artikel möchte ich euch einen kleinen Einblick in das alltägliche Radler- und Camperleben geben und einen typischen (oder nicht so typischen) Tagesablauf von Flo und mir erzählen. Die letzte Woche haben wir in Frankreich in der Bretagne verbracht und darum solls heute gehen:

Ich wache auf und muss aufs Klo. Neeein, dabei ists im Zelt und im Schlafsack noch so gemütlich. Hm ok vielleicht kann ich es noch etwas hinauszögern... Ich drehe mich auf die andere Seite und sehe, dass Flo (wie immer) noch tief und fest schläft. Wie üblich hab ich den Drang ihn mit einem fröhlichen "Guten Morgen Schatz" aufzuwecken aber ich halte mich zurück und lass ihm seinen friedlichen Schlaf. Fürs Erste zumindest, hehe.

Gestern Abend wollten wir eigentlich irgendwo wild zelten aber leider haben wir schon ziemlich hohe Ansprüche an unseren Schlafplatz. Er sollte ruhig und versteckt sein, am besten irgendwo am Wasser oder im Wald und windgeschützt. Und eine schöne Aussicht wäre auch toll. Als uns auf der Suche nach dem perfekten Fleckerl ein günstiger Campingplatz untergekommen ist, dachten wir uns "eine heiße Dusche wär eigentlich auch fein" und haben uns dafür entschieden. Jaja wir sind schon sehr bequem geworden. Die Nacht davor hatten wir tatsächlich wieder mal wild gezeltet und einen super Platz auf einer kleinen Halbinsel gefunden.

Dafür konnte ich eeewig nicht einschlafen weil es ungewohnt war, wieder mal irgendwo wild zu zelten und nicht am Campingplatz. Nicht, dass es einen großen Unterschied machen würde. Trotzdem bin ich dann immer ein wenig im "Aufpassmodus" und hoffe, dass uns niemand entdeckt usw. In Skandinavien haben wir immer wild gezeltet und total gut geschlafen... es ist also alles eine Gewohnheitssache.

Aber zurück zum Morgen im Zelt.... Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und muss mich aus meinem warmen Schlafsack herausschälen und raus aufs Klo gehen. Ich überprüfe ob in meinen Schuhen eh keine Viecher drinnen sind bevor ich hineinschlüpfe. Das mach ich seit ich einmal auf Schuhen, Socken, Radhandschuhen und Radhelm Schneckenspurenschleim hatte und das ziemlich grausig war. Jetzt versuch ich so viel wie möglich am Zelt aufzuhängen. Einmal stand unser Zelt in einem Kreuzspinnen Nest und sobald man etwas bewegt oder vom Boden aufgehoben hat, wuselten schon drei Spinnen davon. Irgendwann wars mir dann egal und ich hab mich nicht mehr erschrocken.

Seit wir in der Bretagne sind hat sich das Wetter wieder sehr verbessert. In England war es wirklich ar...kalt und in der Nacht hat es sogar gefroren (siehe hier "Britisches Radeln durch den Herbst") aber hier ist das Klima viel milder. Wir können gemütlich heraussen sitzen und den Sonnenuntergang am Abend bzw. den Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen genießen. Deswegen fällt mir das Aufstehen in der früh auch nicht sonderlich schwer. Irgendwann ist Flo dann auch munter (juhu) und wir faulenzen noch ein wenig im Zelt, lesen und warten bis wir Hunger kriegen. Im Moment ist das kein Problem weil das Klima wieder sehr mild ist, aber wir hatten Zeiten wo unser gesamtes Zelt drinnen und draußen komplett nass war. Draußen wegen dem Tau und drinnen wegen dem Kondenswasser. Das passierte vor allem in den sehr kalten Nächten und bei feuchtem Klima. Es hat manchmal fast bis Mittag gedauert bis alles wieder halbwegs trocken war. Schon allein deswegen muss man in der Früh alles ganz gemütlich und langsam angehen. An solchen Tagen waren wir auch froh um unser großes Zelt weil man sich gut auch längere Zeit drinnen aufhalten kann ohne dass es beengt wird.

Jedenfalls wirds dann Zeit fürs Frühstück. Meistens haben wir auf unserer Reise am Morgen Porridge gekocht und mit allem Möglichen kombiniert (Nutella, Marmelade, Yoghurt, Früchten...), leeecker! Flo und ich verwenden einen Kombikocher, den wir mit Benzin oder Gas anwerfen können. Heute gibts zur Abwechslung mal Müsli mit warmer Milch. Und zur Feier des Tages noch einen Schluck Wein weil von gestern was übrig geblieben ist. Das machen wir aber nicht jeden Morgen :-)

Dann beginnen wir unsere sieben Zwetschken zusammenzupacken. Wir haben zwar schon eine gewisse Routine aber es braucht natürlich seine Zeit: Schlafsack, Inlay, Matte und Polster einpacken, Nachtgewand in die Tasche stopfen, Toilettzeug und FlipFlops verstauen...  Dann müssen wir das Frühstückszeug abwaschen (Wer ist heute dran? Du! Nein ich war gestern, du! Naguut!) und den Kocher, Geschirr usw. verpacken. Am Schluss legen wir das Zelt zusammen, was inzwischen wirklich ruckzuck geht und alles wird kompakt auf den Rädern befestigt.

Heute schauts wieder nach einem super Radltag aus, die Sonne scheint schon fast durch die Wolkendecke durch. Flo und ich schauen uns die Route an. Wir verwenden als Kartenapp "Locus Map"  mit den Karten-Daten von openandromaps.org und haben super Erfahrungen damit gemacht: Bei allen Straßen ist ersichtlich, ob es sich um asphaltierte oder Sand- bzw Waldwege handelt, wo es Geschäfte und Trinkbrunnen gibt usw. Unser Plan ist, heute 90km nach Nantes zu fahren. Dort haben wir über "warmshowers" eine Unterkunft bei einem französischen Pärchen gefunden. Wir finden die Plattform super, weil es eine Möglichkeit für eine gratis Unterkunft ist und zugleich sind es meist ganz nette Kontakte, die man hier knüpfen kann. Dann gehts looos :-)

Die Bretagne eignet sich super zum Radfahren. Überall finden sich kleine und nicht viel befahrene Straßen die sich auf den sanften Hügeln dahinschlängeln. Oft sieht man Wiesen mit Kühen, Pferden und Schafen und zu dieser Jahreszeit auch viele abgemähte Felder. Jede Menge schöner Spots zum wild zelten. Wir grüßen die Kühe mit einem Muh, die Schafe mit einem Mäh und alle Katzen am Weg mit einem Mjau. Ansonsten radeln Flo und ich meistens ruhig dahin und jeder geht seinen Gedanken nach. Immer wieder passieren wir kleine Dörfer mit mediterranen Steinhäusern und hellblauen Fensterläden. Oft hab ich beim Radeln auch einen Ohrwurm den ich innerlich die ganze Zeit summe. Eine Zeit lang wars "Fiesta Mexikana" was mich unheimlich genervt hat. Heute ist es "Brown girl in the ring" von Boney M - tralalalalaaa. Die Franzosen hier sind total freundlich und wir werden von allen Leuten auf der Straße fröhlich mit einem "Bonjour" gegrüßt. So radeln wir dahin und ca alle 20km gibts dann immer eine kleine (Klo-)Pause mit Müsliriegeln oder sonstigen "Guadln".

Irgendwann krieg ich aber richtigen Hunger und wir bleiben für eine Mittagspause stehen. Normalerweise gehen wir in den Supermarkt und kaufen eine Jause mit Brot (hier in Frankreich natürlich Baguette), Käse, Aufstrich und Gemüse. Manchmal ist auch noch vom Abendessen etwas übrig, wie Nudeln oder ein Eintopf. Eigentlich haben wir noch nie so viel gekocht wie auf dieser Reise. Heute bleiben wir in dem Ort wo wir eingekauft haben und hauen uns auf unsere Picknickdecke in den Park. Es ist so schön und sonnig, dass wir über 2 Stunden hier bleiben und ein wenig faulenzen und es uns gut gehen lassen. In letzter Zeit sind wir zu Mittag aber auch manchmal in ein Restaurant gegangen weil es im kalten Wetter keinen Spaß macht zu picknicken.

Dann gehts wieder weiter und wir radeln die hügelige Bretagne rauf und runter bis Nantes. Die Stadt ist super zum Reinfahren, überall gibts Radwege und Radstreifen. Unsere schlimmsten Stadterfahrungen waren definitiv im Baltikum. Als wir nach Vilnius und Riga reinfuhren war ich mir nicht sicher, ob wir das Unfallfrei überstehen können aufgrund der vielbefahrenen und engen Straßen (siehe hier meinen Blogbeitrag über "Bunte Häuser, viel Natur und nette Begegnungen: das Baltikum"). Radwege gibts dort einfach keine.

Jedenfalls sind wir dann da und kommen bei unseren warmshowers Gastgebern Thomas und Lucille daheim an. Sie sind herzlich und wir fühlen uns gleich sehr wohl und sind froh über unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Am Abend sitzen wir noch etwas zusammen und quatschen, dann gehen Flo und ich eine Pizza essen und stoßen auf ein paar gemütliche Tage in Nantes an. Unser Bett ist dieses Mal die Couch im Wohnzimmer auf der wir eine sehr feine erste Nacht verbringen. Das letzte Wochenende waren wir in Lorient, einer Stadt an der Südküste der Bretagne. Hier konnten wir bei unseren Radreise-KollegInnen Gildas und Alice übernachten, die wir bereits in Dänemark kennengelernt hatten. Bei einer Grillparty mit ihren FreundInnen lernten wir viel über das Leben am Meer (einige sind Seefahrer), wie man Fische mit einem Speer fängt und wie man die riesigen Krabben zubereitet, die wir davor am Fischmarkt herumzappeln sahen. Für uns als Bergmenschen aus Österreich irgendwie eine ganz andere und spannende Welt. 

Naja, jedenfalls werden wir jetzt dann die Stadt Nantes erkunden gehen. Und wir müssen ein Radgeschäft finden, in dem sie uns große Schachteln für die Räder geben können. Die brauchen wir nämlich für unseren Flug am Samstag. Ich freu mich schon sooooo weils jetzt wieder ins Warme geht und zwar auf die kanarischen Inseln, yippiiee! Unser Flug geht von Nantes nach Lanzarote, wo wir mit den Rädern herumdüsen werden. Dann wollen wir noch nach Fuerteventura fahren um auch dort herumzuradeln, bevor wir uns in unser voraussichtliches Winterdomizil in Las Palmas de Gran Canaria zurückziehen. Bis dann, Au revoir mes chers!

Radreise Europa: Bonjour aus der Bretagne

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Kommentare: 7
  • #1

    Alex (Freitag, 05 Oktober 2018 00:39)

    They got crabs over there? We used to have big juicy crabs at my dad's village (on the west side of Greece) but now they're gone. Some people ate too many of those poor baggers, probably. I admit, they taste really good.
    Take care guys!

  • #2

    Alex (Freitag, 05 Oktober 2018 00:41)

    correction: some people *ate* many of those poor baggers

  • #3

    Radlerin (Freitag, 05 Oktober 2018 08:30)

    Hi Alex,
    Yeah they got a lot of crabs and other seafood here. For us it was really creepy seeing them crawl around at the fishmarked :-)
    I think there are still many left here as we saw many people walking on the beach when there was low tide looking for crabs with a pitchfork and a bucket :-)

  • #4

    Regina (Freitag, 05 Oktober 2018 09:54)

    Prost Stuuuuups! <3

  • #5

    Radlerin (Freitag, 05 Oktober 2018 10:00)

    Jaaa wir haben mit stups auf seinen 5jährigen Geburtstag angestoßen :-)

  • #6

    Claudia (Samstag, 06 Oktober 2018 14:00)

    Hihi prost Stups� Mei des klingt scho wieder volle schön Alles- da bekomm i gad Fernweh� Wünsch euch an Guten Flug und ganz a schöne Zeit auf die Kanaren- hoff es geht sich echt a Besuch bei euch aus! Glg Claudia und Wolfi

  • #7

    Radlerin (Samstag, 06 Oktober 2018 14:30)

    Hi Claudia und Wolfi,
    Danke und jaa kommt's uns besuchen, wir freuen uns sehr :-))