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Wild campen auf Radreise: Klo und so?

Wild campen auf Radreise: Klo und so?

Flo und ich haben im letzten Jahr viele Monate auf dem Rad und draußen in der Natur verbracht. Daher dachte ich, es wäre ein spannendes Thema, mal darüber zu reden, wie denn das so mit Klo gehen, duschen usw. ohne Badezimmer ist. Also los gehts, viel Spaß beim Lesen :-)

Katzenwäsche

Wir suchen unsere Übernachtungsplätze sehr oft danach aus, ob ein Gewässer (Fluss, See, Meer) in der Nähe ist. Das ist dann ohnehin perfekt, weil man nie genug Wasser haben kann. Nicht nur, um sich selber zu waschen, sondern auch, um Geschirr oder Kleidung zu reinigen. Wenn wir ein solches Plätzchen gefunden haben, dann hüpfen wir stets als erstes ins Wasser, um uns zu waschen. Dabei verwenden wir nie Seife oder ähnliches, um das Gewässer nicht zu verschmutzen. Zum Geschirr waschen eignet sich Sand besonders gut!

Nur nebenbei gesagt: das Waschen im See wird total zur Gewohnheit. Ab November 2018 haben Flo und ich für ein halbes Jahr in Las Palmas gewohnt, mit Wohnung und natürlich Badezimmer. Trotzdem haben wir die ersten Tage, wenn wir ins Meer plantschen gegangen sind, automatisch begonnen, uns zu waschen :-)

Wenn wir beim Wild zelten nicht den Luxus eines Sees haben, dann führen wir einfach eine Katzenwäsche durch. Dafür haben je einen kleinen Waschlappen und waschen uns mit Wasser und Seife. Von anderen Reisenden haben wir mitbekommen, dass viele auch einfach Feuchttücher verwenden. Ist natürlich auch okay, aber produziert gleichzeitig auch mehr Müll.

Am besten ist ein Zeltplatz an einem Gewässer wie diesem in Litauen
Am besten ist ein Zeltplatz an einem Gewässer wie diesem in Litauen
Schwimmen statt duschen in einem finnischen See
Schwimmen statt duschen in einem finnischen See
Auch fürs Geschirr abwaschen ist ein See sehr praktisch!
Auch fürs Geschirr abwaschen ist ein See sehr praktisch!

Haare waschen

Das Haare waschen kann man laange hinauszögern. Eigentlich je länger, desto besser! Ich wasche meine Haare auf einer Radreise vielleicht alle vier bis fünf Tage mal mit Shampoo. Dazwischen wasche ich sie ohne Pflegemittel am Abend im See oder Meer. Wir haben auf der Reise immer wieder kleine Tuben Allzweckpflegemittel aus Camping Shops gekauft. Diese können als Duschmittel, Shampoo, Seife und Geschirrspülmittel verwendet werden, was sehr praktisch ist. Außerdem gibt es ökologisch abbaubare Mittel, die man unbedenklich in der Natur verwenden kann.

 

Haare waschen in der Natur führe ich folgendermaßen durch:

  • Haare im See/ Meer nass machen
  • Wasserflasche auffüllen
  • Weg vom Wasser auf die Wiese/ in den Wald… gehen, damit kein Shampoo ins Gewässer kommt
  • Kopf einseifen und mit Wasser aus Flasche ausspülen

Oft zögere ich das Haare waschen aber hinaus, bis wir wieder mal auf einem Campingplatz oder einer Unterkunft sind. Fön hab ich übrigens seit über einem Jahr keinen mehr verwendet.

Es gibt nichts schöneres, als einen langen Radtag mit einem Bad im Meer zu beenden :-)
Es gibt nichts schöneres, als einen langen Radtag mit einem Bad im Meer zu beenden :-)
Radreise, Wildcampen: Klo und so?
Radreise: Immer und überall auf Wassersuche, wie hier in Portugal :-)

Naturklo

Wie auch in der Packliste beschrieben, ist unser wichtigstes Reiseutensil bezüglich Klo gehen in der Natur das “Kackschauferl” :-))

Der Name verrät es schon: es ist es eine Schaufel, um Hinterlassenschaften zu vergraben. Dabei ist es von Vorteil, eine Metallschaufel zu nehmen. Diese ist zwar schwerer als eine Plastikschaufel, aber dafür auch einfacher zu graben, wenn der Boden sehr hart ist. Wir sind nicht selten auf unserer Reise zu wunderschönen Plätzen gekommen, wo überall Klopapier und Taschentücher herumgelegen sind, was wirklich schrecklich und unnötig ist.

Hier also eine Anleitung zum kacken in der Natur:

1) Ruhiges Platzerl suchen, am besten nicht direkt neben einem Wanderweg :-)

2) Loch graben: Darf schön tief sein! Bedenke, was da alles hineinkommt...

3) Darüber hocken, loslassen und Naturerlebnis genießen. Schaufel dient als Klopapierhalter.

4) Loch gut verschütten. Wenn du alles richtig gemacht hast, sieht man danach keine Spuren mehr

5) Hände waschen. Wenn du Glück hast, gibt es ein Gewässer in der Nähe. Ansonsten mit Hilfe der Wasserflasche.

Vorteil vom Klo gehen im Wald ist, dass es sauberer ist als so manches Beisl Klo. Außerdem ist es total nett, dabei in der Natur zu sein, die Vögel zwitschern zu hören und die Tiere im Wald zu beobachten. Es gibt aber auch Nachteile: im Baltikum etwa gab es hunderttausend Mosquitos, die uns beim Klo gehen den Allerwertesten zerstochen haben. Nicht fein! Außerdem kann es ganz schön anstrengend für die Oberschenkelmuskel sein, wenn “es” mal länger dauert. Andererseits ein gutes Muskeltraining :-)

Ungestört und mitten in der Natur - super zum Klo gehen :-)
Ungestört und mitten in der Natur - super zum Klo gehen :-)

Periode auf Reisen

Ein regelmäßiges Thema, welches alle weiblichen Reisenden begleitet: die Menstruation. Das kann je nach Land unterschiedlich kompliziert sein. So hatte ich zum Beispiel vor ein paar Jahren in Indien große Probleme, Tampons im ländlichen Bereich zu finden. Auch waren die Klos oft zieeemlich grausig, was das ganze verkompliziert hat. Da lobe ich mir das Klo gehen im Wald :-)

In westlichen Ländern sollte es jedoch in allen Supermärkten eine Auswahl an verschiedenen Hygieneprodukten geben. Ich persönlich verwende seit etwa drei Jahren eine Menstruationstasse und wünschte mir, ich hätte sie auch schon früher gehabt. Gerade auf Reisen ist sie einfach super praktisch. Auf der Radreise hab ich außerdem einen Desinfektionsspray für die Tasse mit, um sie vor und nach der Periode richtig reinigen zu können. Die Tasse muss nur selten ausgeleert werden und beim Radfahren spürt man nichts. Also perfekt für eine Radreise :-)

Mittlerweile gibt es unzählige Anbieter von Menstruationstassen in verschiedensten Formen, Größen und Materialien
Mittlerweile gibt es unzählige Anbieter von Menstruationstassen in verschiedensten Formen, Größen und Materialien
Wild campen auf Radreise: Klo und so?

Kleidung waschen

Bei einer Radreise kann man normalerweise nicht viel Kleidung mitnehmen. Bedeutet das gleichzeitig, dass man ständig Wäsche waschen muss? Ja und nein.

Prinzipiell verbringen wir den ganzen Tag in Radlerhose und Sportleiberl, die wir natürlich voll schwitzen. Ich hab auf der Reise nur eine Radhose mit und “wasche” diese manchmal am Abend (dreimal mit dem Waschlappen drüber wischen). Wenn es gar nicht mehr geht, radle ich in meiner kurzen Hose. Das Shirt kann locker zwei oder drei Tage verwendet werden. Erstens schwitzt man sowieso gleich wieder und zweitens verbringt man die meiste Zeit in der Natur draußen, wo es nicht so auffällt, wenn man etwas müffelt :-)

Für den Abend haben wir je nach Wetter und Temperatur Hose, Shirt oder Pulli an. Da wir diese Kleidung meist nur für eine sehr begrenzte Zeit an haben (z.B. Ankunft 18:00, waschen, umziehen, kochen und schlafen gehen um 22:00), kann man diese ebenfalls einige Tage hintereinander verwenden. Ich hab manchmal zwischendurch Kleidung, Unterwäsche oder Socken in einem See, Fluss oder im Meer gewaschen. Am nächsten Tag kann alles praktisch am Gepäckträger während des Radfahrens getrocknet werden. Meistens haben wir aber am Campingplatz unsere gesamte Kleidung gewaschen - oft per Hand, manchmal in der Waschmaschine.

Die Räder sind jeden Abend unsere Kleiderständer :-)
Die Räder sind jeden Abend unsere Kleiderständer :-)
Flo beim Wäsche waschen in einem schwedischen See
Flo beim Wäsche waschen in einem schwedischen See

So, ich hoffe ihr könnt mit meinen Infos und Tipps etwas anfangen. Und das wichtigste nochmal zum Schluss: bitte keine Taschentücher oder Klopapier einfach so in den Wald schmeißen. Entweder vergraben oder wegwerfen. Danke :-)

Wild campen in der Natur - was gibt es schöneres? :-)
Wild campen in der Natur - was gibt es schöneres? :-)

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Kommentar schreiben

Kommentare: 14
  • #1

    Oliver Hattwig (Freitag, 10 Juli 2020 08:55)

    Ja das alte Tabuthema Toilette.

    Obwohl gerade das doch eigentlich einer der natürlichsten Vorgänge überhaupt ist. ;-)
    Eure Tipps sind dennoch super und es zeigt sich wieder einmal dass man immer genug Wasser dabei haben muss.
    Oder zumindest Behälter zu nachfüllen von Wasser.
    Ich habe selbst auf kurzen Touren immer noch eine Faltflasche dabei. Man weiß ja nie.
    Die wiegt nur ein paar Gram und dafür ist immer Platz.

    Viele Grüße
    Oliver von www.Fahrradnavigation.org

  • #2

    Anna (Sonntag, 15 November 2020 15:52)

    Vielen Dank für eine lustige Beschreibung eines Tabuthemas. Seltsam, dass etwas so Natürliches so peinlich sein sollte. Ich habe doch oft die Erfahrung gemacht, dass es nach ein paar Tagen auf einer Radtour nichts gibt, wofür man sich schämen muss, wenn man hinter einem Busch hocken muss. Man hört schließlich auf zu reagieren, wenn man einen weißen Arsch sehen könne. Jeder muss früher oder später den Befehlen der Natur gehorchen.

  • #3

    Radlerin (Mittwoch, 18 November 2020 00:16)

    Hi Anna,
    ja echt witzig wie egal einem das auf einer solchen Reise schnell wird. Wahrscheinlich ist das einfach notwendig ;-)

  • #4

    Birgit (Donnerstag, 31 Dezember 2020 06:45)

    Hallo und ein super Beitrag!
    Ich mache mir keine Gedanken um im Wald mein Geschäft zu erledigen, was mir Sorge macht ist, wenn kein Wald da ist. Sprich Baumgrenze, je weiter im Norden umso weniger Bäume. Wird einem/er auch das egal? Ich hoffe es ;o)

  • #5

    Radlerin (Freitag, 08 Januar 2021 19:49)

    Hi Birgit, das stimmt schon, je weniger Wald desto trickreicher wird es, dass man sein Geschäft in Ruhe erledigen kann. Aber ja, es wird einem mit der Zeit einfach wurscht :-)

  • #6

    Peter (Sonntag, 07 März 2021 13:17)

    Wir machten eine Radtour mit einer ziemlich großen Gruppe in den Bergen Skandinaviens. Selbst dann, nach ein paar Tagen, gewöhnte ich mich daran, in der freien Natur trotz fehlender Bäume und Büsche auf die Toilette zu gehen. Es schien so offensichtlich, dass jeder gelegentlich Hosen herunterziehen und in die Hocke gehen musste, dass es niemanden wirklich interessierte.

  • #7

    Hannah (Sonntag, 28 März 2021 16:05)

    Ein bisschen seltsam, dass dies ein Tabuthema ist. Alle Wanderer und Radfahrer, die auf einem Campingausflug sind, müssen dies tun, und oft muss dies im Freien geschehen. Jeder versucht sich so gut er kann zu verstecken, aber ohne eine Tür zum Verschließen kommt es von Zeit zu Zeit vor, dass jemand etwas sieht, das man nicht hätte sehen sollen, besonders wenn man viele zusammen ist. Mit einem kleinen Lächeln wird die Situation immer noch nicht so peinlich. Dann muss man sich trösten, dass wahrscheinlich schon früher jeder einen nackten Arsch gesehen hat.

  • #8

    Katharina (Sonntag, 11 April 2021 12:47)

    Tolle Informationen und lustige Bilder! Erkennbar auch für jemanden, der mit einem Wohnmobil (ohne Toilette) Urlaub macht. Es ist eigentlich recht bequem, im Wald zum Klo gehen, obwohl es nicht immer ganz privat ist. Wenn viele an einem Ort in der Wildnis versammelt sind, ist es nicht immer leicht, sich zu verstecken. Nicht zuletzt in den Bergen ohne Sträucher und Bäume. Daher etwas seltsam, dass es ein Tabuthema bleibt. Jeder weiß, wie ein nackter Arsch aussieht. Und die Bedürfnisse der Natur zeigen sich auch im Urlaub.

  • #9

    Martin (Montag, 10 Mai 2021 08:50)

    Danke für eine ehrliche Beschreibung. Es gibt mir mehr Mut, wenn ich das nächste Mal auf einer Radtour hinter einem Busch hocken muss. In solchen Situationen fühlt man sich oft ein wenig allein und verletzlich, auch wenn es etwas völlig Natürliches ist.

  • #10

    Monika (Sonntag, 12 September 2021 10:35)

    Was sagt man, wenn jemand beim Hocken vorbeikommt? Ist das nicht extrem peinlich?

  • #11

    Rita (DK) (Mittwoch, 27 März 2024 08:00)

    Dies war eine unterhaltsame und konkrete Einführung in ein Thema, über das kaum gesprochen wird. Notwendig ja, aber erstaunlicherweise fast ein Tabu. Bei längeren Radtouren muss man damit rechnen, dass bei Bedarf nicht immer eine Toilette zur Verfügung steht. Obwohl der Gedanke, hinter einem Busch auf die Toilette zu gehen, für viele von uns unangenehm sein kann, muss man ihn dennoch einplanen.

    Für Anfänger ist es wichtig zu wissen, wie man es machen sollte, damit es für einen selbst und andere möglichst wenig belastend ist. Für Erfahrenere ist es auch schön zu wissen, dass auch andere diese Herausforderungen haben, wenn man da hockt und sich vielleicht ein wenig schämt. Also: Kein Grund, sich zu schämen, solange man es mit „Stil“ macht.

  • #12

    Martin (Samstag, 01 Juni 2024 20:52)

    Hi! Vielen Dank für die tollen Tipps. LG

  • #13

    Hans (Sonntag, 09 Juni 2024 16:32)

    Ja, so ist es tatsächlich beim Fahrradcamping. Manchmal muss man bei Bedarf einfach einen ungestörten Platz in der Natur aufsuchen. Schließlich kann sich niemand der Befriedigung seiner natürlichen Bedürfnisse entziehen. Jeder versteht es, auch wenn niemand darüber spricht. Dann muss man einfach ein bisschen sportlich sein und alles mit einem Lächeln in sich aufnehmen.

    Deshalb ist es großartig, dass Sie so einfach und mühelos über das Thema schreiben. Viele von uns erkennen sich wahrscheinlich wieder. Ein bisschen riskant ohne eine Tür zum Verschließen, werden viele denken, aber was nun? Nicht jeder kann die Situation genießen, wenn man mit nacktem Hintern in die Hocke geht. Aber mit der Erfahrung kommt man dorthin und dann ist man wirklich ein „Profi“.

  • #14

    Greta (Samstag, 17 August 2024 08:21)

    Vielen Dank für die ehrliche Beschreibung einer Alltagssituation, die jedem Campingradfahrer bekannt ist. Eigentlich ist es etwas seltsam, dass wir nicht darüber reden, so wichtig es für einen angenehmen Radurlaub auch ist. Ich bin gerade von einer längeren Reise mit einer größeren Gruppe nach Hause zurückgekehrt. Das haben natürlich alle getan. Jeder wusste, dass alle anderen es auch wussten. Manchmal konnte man sogar einen weißen Hintern erkennen, der hinter einigen Büschen hockte. Aber ich habe es in den zwei Wochen, die die Reise dauerte, kein einziges Mal gehört. Gut, dass Sie es wagen, das Offensichtliche in Worte zu fassen.