Baba Portugal, Hallo Österreich

Anfang August sind Flo und ich nach unserem 14-monatigen Abenteuer quer durch Europa wieder in Österreich gelandet. Nach unserer Radtour durch Portugal im Mai haben wir uns dazu entschieden, die letzten zwei Monate im Norden des Landes zu bleiben. Ein Freund hat uns sein leerstehendes Haus - eine alte Mühle bei Ponte de Lima - angeboten und hier verbrachten wir neun ruhige Wochen mitten in der Natur.

Ehrlich gesagt haben wir in der Zeit hier nicht besonders viel unternommen. Die Tage flossen dahin mit kochen, kalten Junitagen am kuscheligen Holzofen (während über das restliche Europa eine Hitzewelle gefegt ist), Spinnen töten (wir hatten soooo viele Spinnen im Haus), Vinho Verde trinken, Lagerfeuer am Abend, arbeiten (ich hab an meinem Buch weiter geschrieben, Flo hat für seinen Kunden in Wien gearbeitet), Gemüsegarten anlegen (und dann beobachten, wie eine Pflanze nach der anderen stirbt), Ausflügen nach Porto und Vigo, gelangweiltem Handy drücken, Holz und Steine schleppen, Kanu fahren, Beobachten unseres Haustieres "Gecki" (eine Mauereidechse, die uns täglich im Wintergarten besucht hat), Stille der Natur genießen, Stille der Natur verfluchen, Radfahren, Game of Thrones schauen, Überwindung von portugiesischen Kommunikationsproblemen mit Händen, Füßen und Google Translate, Gitarre spielen, faulenzen und lesen im Garten, Brot backen, wandern und Zukunft planen. Nach unserer Radreise durch Europa war es zunächst eine riesige Umstellung, sich auf das ruhige Landleben einzulassen. Von täglichen Abenteuern, neuen Orten, Ländern und Bekanntschaften hin zu völligem Stillstand und Ruhe. Es hat etwas gedauert, bis wir es genießen konnten :-)

Einmal haben wir einen kuriosen Ausflug nach Ponte de Lima unternommen. Die Stadt liegt etwa zwei Kilometer von der Mühle entfernt und wir pilgerten zum Fest “Vaca das Cordos”, auf deutsch “Stier der Seile”. Es läuft folgendermaßen ab: Ein Stier wird mit Seilen an den Hörnern durch die Stadt getrieben. Und nicht, dass ihr glaubt, es wäre irgendwo etwas abgesichert. Nein, der Stier läuft quer durch die Menge und alle müssen zur Seite springen. Wir haben erfahren, dass der Stier vor ein paar Jahren auf die Brücke gelaufen ist (wo wir gestanden sind) und die Leute hinunterspringen mussten. Am Schluss kommt er auf einem großen Platz an, wo die mutigen jungen Männer (und eine Handvoll Frauen, sowie Kinder) den Stier tratzen und an den Seilen zu fangen versuchen, bis der Stier “aufgibt”. Das dauert natürlich eine Ewigkeit. Zweimal musste die Rettung kommen und wenn jemand vom Stier in die Luft geworfen worden ist, hat die Menge gejohlt. Für mich ein sehr, sehr merkwürdiges Spektakel. Ich war jedenfalls hundertprozentig auf der Seite des Stieres.

Ein paar Tage haben wir Rocio, eine Freundin in Vigo besucht. Vigo ist eine nette Stadt am Meer in Galicien (Spanien), nördlich von Portugal. Hier haben wir uns besonders den Wein schmecken lassen und alle möglichen Meeresfrüchte durchprobiert. Unsere Freundin hat uns außerdem auf ein besonderes Konzert mit spanischen und galizischen Liedern in einem stillgelegten Kloster eingeladen. Das kurze Video gibt perfekt die Stimmung wieder:

Nach einer gemeinsamen Woche mit Mario (dem Besitzer der Mühle) und seiner Familie sind wir schließlich Anfang August wieder in Österreich gelandet. Leider mit dem Flugzeug und nicht mit dem Rad. Die Route von Portugal nach Österreich werden wir also definitiv irgendwann mit den Rädern nachholen müssen!

Wir haben uns schon sehr auf die Heimat gefreut und vor allem darauf, unsere FreundInnen und Familien wieder zu sehen. Tja, und jetzt sind wir am Überlegen, wo es uns als nächstes hin verschlägt. Irgendwann müssen wir ja doch wieder mal sesshaft werden, richtig arbeiten und so (großer Seufzer!!). Da wir vor unserer Radreise die Wohnung gekündigt und die meisten unserer Dinge verscherbelt haben, sind wir sehr frei in unseren länderspezifischen Überlegungen. Wie es also weitergeht wissen wir noch nicht, aber ich halte euch auf jeden Fall am Laufenden :-)

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